Pamyra
cars on road

Die Zukunft hat bereits begonnen

Ein großer Anteil des LKW-Transport besteht darin, das Fahrzeug über die Autobahn zu führen. Dies könnte bald von autonomen Systemen übernommen werden. Bereits heute sind etliche Fahrzeuge mit Assistenzsystemen ausgestattet, die beim Lenken, Spurhalten, beim Bremsen oder Tempo halten unterstützen. Auch sind verschiedene Konzepte für autonom fahrende LKW bereits in Erprobung. Technik und Regeln sind bereit. Das autonome Fahren kommt in Fahrt, die Künstliche Intelligenz übernimmt:

Zwischenzeitlich war es still geworden. 2014 hatte es den ersten Hype gegeben. Damals hat Daimler den sogenannten Mercedes-Benz Future Truck 2025 vorgestellt. Und der damalige VDA-Präsident Matthias Wissmann hatte prognostiziert, dass spätestens ab dem Jahr 2020 das autonome Fahren seinen Durchbruch feiern werde. Acht Jahre später, die Euphorie hat sich etwas gelegt, nimmt das autonome Fahren wieder Geschwindigkeit auf. Maßstäbe setzt hierbei richtungsweisend auch die deutsche Gesetzgebung. Die Ampel steht quasi auf Grün.

„Das hat das Bundesverkehrsministerium gut hinbekommen, damit ist man hierzulande sicherlich Vorreiter und setzt weltweit Maßstäbe“, meinte auch Peter Fintl, Leiter Technology and Innovation beim Beratungsunternehmen Capgemini Engineering, und lobte den sonst viel gescholtenen ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Denn das Gesetz zum autonomen Fahren trat in Deutschland im vergangenen Jahr in Kraft. In anderen Staaten sind es zumeist nur temporäre sowie geografische Sonderregelungen. „Lediglich Deutschland hat einen Standard geschaffen“, erklärt Fintl. Auch China und die USA müssten hierbei erst noch nachlegen, was der deutschen Automobilindustrie somit einen gewissen Vorteil verschaffe.

Das Bundeskabinett hatte nun sogar noch einen weiteren Schritt hin zum autonomen Fahren beschlossen. Bei der Verordnung geht es um die Stufe 4, also das vollautomatisierte Fahren. Kern der Rechtsverordnung ist eine detaillierte Regelung, wie Kraftfahrzeuge mit autonomer Fahrfunktion zum Straßenverkehr durch das Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen werden. Der Bundesrat muss dieser Verordnung aber noch zustimmen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) erklärte, das autonome Fahren werde die Mobilität nachhaltig verändern und bietet ein enormes Potenzial, so etwa bei der Personenbeförderung oder in der Logistik auf der letzten Meile. „Dass autonome Fahrzeuge bei uns künftig im normalen Straßenverkehr teilnehmen können, ist weltweit einmalig und war ein enormer Kraftakt. Aber gerade mit diesen detaillierten Erfahrungen bei der Entwicklung des Rechtsrahmens und dessen Umsetzung können wir einen wesentlichen Beitrag für die weitere Arbeit auf internationaler Ebene leisten.“ 

Um die Potenziale und die, gemäß der Verordnung, ungebrochen hohe Entwicklungsdynamik beim automatisierten, autonomen und vernetzten Fahren weiter heben zu können, bedarf es der Umsetzung weiterer Schritte zur Einführung entsprechender Systeme im Regelbetrieb. Es geht nun darum, über die im Straßenverkehr bereits mögliche Erprobung hinauszugehen. Zunächst sollten autonome Fahrzeuge in festgelegten Betriebsbereichen eingesetzt werden. Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), meint hierzu: „Dass das Bundeskabinett […] endlich die fehlende Verordnung zum Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet hat, ist ein wichtiger Schritt. Nun muss der Bundesrat diese Verordnung ebenfalls baldmöglichst beschließen, denn die Automobilindustrie möchte noch in diesem Jahr Fahrzeuge mit autonomen Fahrfunktionen auf die Straße bringen und damit die Technologie auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher erlebbar machen.“

Eine Vorreiterrolle in Sachen autonomes Fahren nimmt Mercedes-Benz ein. Das Stuttgarter Unternehmen hat als erster Autohersteller weltweit die Genehmigung erhalten, Fahrzeuge zu verkaufen, die autonom nach Level 3 fahren. Bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 rüstet Mercedes demnach die S-Klasse sowie den EQS auf Wunsch mit dem sogenannten Drive Pilot aus, der autonomes Fahren nach Level 3 ermöglicht. Aus regulatorischer Sicht sind so Fahrten bis maximal 60 km/h erlaubt. Selbsttätige Spurwechsel sind derzeit noch verboten.

Bis 2050 will man bei MAN fahrerlose LKW auf die Autobahnen bringen. Der LKW-Hersteller will mit den Zulieferern Bosch, Leoni und Knorr-Bremse sowie weiteren Partnern einen LKW entwickeln, der autonom zwischen Knotenpunkten pendeln kann. Tests hierfür finden bereits, etwa im Hamburger Hafen, statt. In Schweden fahren schon Fahrzeuge der Schwestermarke Scania auf einer 300 km langen Strecke selbständig, wenngleich auch mit Sicherheitsfahrer. „Mit dem Projekt soll bis Mitte des Jahrzehnts ein auf die Industrialisierung übertragbares Konzept für den Betrieb automatisierter Lkw auf der Autobahn vorliegen“, teilte die MAN mit.

Logistikdienstleister Geis entwickelt eine praxistaugliche Lösung, die das Überwachen und Steuern autonom fahrender LKW aus der Ferne ermöglicht. Im Stammsitz Bad Neustadt hat die Geis-Gruppe ein Projekt zur Weiterentwicklung des autonomen LKW-Fahrens gestartet. Mittels 5G-Mobilfunkstandard soll hierbei dank der sehr hohen Datenrate die Übertragung von hochauflösenden Bildern aus dem Fahrzeug bei minimaler Verzögerung ermöglicht werden. Das Projekt ist ein Teil des Gemeinschaftsvorhabens „5G-InnoPlatt-NES“ des Landkreises Rhön-Grabfeld. Es soll durch 5G-Mobilfunktechnik Industrie 4.0-Anwendungen voranbringen. 

Relativ sang- und klanglos ist zum Ende des Jahres 2021 nach 46 Monaten das europäische Platooning-Projekt „Ensemble – Enabling Safe Multi-Brand Platooning for Europe“ zu Ende gegangen. Die beteiligten LKW-Hersteller hatten das Sprit-Sparziel doch massiv verfehlt. Die elektronische Deichsel war zunächst immer als Steigbügel fürs autonome Fahren gehandelt worden. Nach Einschätzung der Projektkoordinatoren ist das Platooning, bei dem LKWs teils virtuell aneinander gekoppelt in Kolonne fahren, aber dennoch bereit zur Standardisierung. „Es gibt an dieser Stelle gleich zwei Beschleuniger: Zum einen hat die Technik mittlerweile bewiesen, was sie kann, und fährt selbst im Stadtverkehr sicher. Und es hat sich zum anderen gezeigt, dass es möglich ist, entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen“, zog Capgemini-Berater Fintl hierzu ebenfalls sein Fazit, auch wenn er einige der damaligen Annahmen infrage stellt. Mindestens 15 Prozent aller LKW könnten potenziell aber bereits profitieren, soweit sie sich im von der Ensemble-Platooning-Unterstützungsfunktion definierten Folge-Abstand befinden. Dies war eine der Erkenntnisse zum Projektabschluss.

Mit autonom fahrenden LKW soll es künftig weniger Unfälle und Staus geben. Auch soll dem Fahrermangel begegnet, gleichzeitig sollen aber auch die LKW-Fahrer entlastet werden. Es soll die Flexibilität gesteigert und Diesel-Verbrauch sowie der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Der Einsatz von Level-4-automatisierten und damit fahrerlosen Fahrzeugen auf der Autobahn legt nun die Basis und den Grundstein für diese innovativen Transport- und Logistikkonzepte.

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