Nachhaltige Verpackungslogistik

Wo der Wirtschaftszweig steht und welche Anwendungen bereits marktreif sind

Nachhaltigkeit ist DAS Trendthema in der Verpackungswirtschaft. Durch das geplante Plastikverbot der EU und das neue Verpackungsgesetz sind die Logistiker am Zug, ihre Prozessketten nachhaltiger zu gestalten. Der Markt bietet bereits Lösungen:

Insgesamt 61.740 Besucher füllten in der vergangenen Woche die Hallen der LogiMAT 2019, welche diesjährig in Stuttgart in seiner 17. Auflage stattfand. Das sind gut 12 Prozent mehr Anwesende als im Jahr zuvor. Innerhalb von fünf Jahren haben sich die Besucherzahlen der Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement damit sogar verdoppelt. 1624 Unternehmen aus 42 Ländern präsentierten dem Fachpublikum wieder die aktuellen Entwicklungen und Systemlösungen für effiziente Intralogistik. In Halle 4 wurden am ersten Messetag die Möglichkeiten umweltfreundlicher Versand- und Transportverpackung diskutiert, alles drehte sich rund um das Thema „Verpackungslogistik: Geht das auch nachhaltig?”.

Eine große Rolle für die umfangreiche Auseinandersetzung mit der Thematik um nachhaltige Verpackungslogistik spielen das geplante Plastikverbot der EU, das neue Verpackungsgesetz und ein veränderter Richtlinienvorschlag für Recyclingquoten. Für die Verpackungswirtschaft wird die Messlatte in Sachen Nachhaltigkeit immer höher. Der Druck, dem Verantwortliche sowie betroffene Hersteller und Händler ausgesetzt sind, wächst. Zusätzlich drängen die Kunden zunehmend mehr auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Lösungen. Vor allem die großen Mengen an Plastik, Mehrkomponentenverpackungen und die unnötige Luft in Versandpaketen machen der Logistik zu schaffen. „Derzeit liegt der Volumennutzungsgrad bei E-Commerce-Sendungen lediglich bei 50 bis 60 Prozent“, so Michael Koscharnyj, Teamleiter Verpackungslogistik beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik.

Seit dem 1. Januar 2019 ist das neue Verpackungsgesetz in Kraft, welches die bisher gültige Verpackungsordnung abgelöst hat. Das Gesetz bedeutet weitreichende Änderungen für alle Unternehmen, die Verpackungen mit Ware befüllen, Verpackungen in den Verkehr bringen oder nach Deutschland einführen. Das Gesetz legt u. a. auch neue Standards hinsichtlich der Recyclingfähigkeit von Verpackungen fest. Zudem wird laut Bundesumweltministerium (BMU) sichergestellt, dass alle Unternehmen, welche Verpackungen einsetzen, auch für deren Sammlung und fachgerechte Entsorgung bezahlen:
https://verpackungsgesetz-info.de/

Der Markt bietet aber auch auch Lösungen. Mit Füllmaterialien aus Pflanzenresten und Biostoffen, Einkomponentenlösungen oder technologischer Unterstützung im Packprozess gebe es bereits nutzbare Anwendungen, so Koscharnyj. Auch Volumenreduzierungssysteme oder maßgeschneiderte Kartonagen gehören dazu. Karl Warmulla, Mitglied der Geschäftsführung beim IT-Spezialisten Dr. Thomas + Partner zeigte auf der LogiMAT 2019 dann auch auf, wie so eine Lösung aussehen kann und präsentierte dem Publikum eine volumenreduzierte und umweltfreundliche Verpackungslösung für den E-Commerce-Bereich. Mit dem „NExtCOMbag“ können Online-Handelsartikel anstelle von Plastik-Beuteln vollautomatisch in Papier-Beuteln sortiert und verpackt werden. Zudem werden die Sendungen nach dem Verpackungsprozess auf die passende Größe reduziert. Laut Warmulla ist das nicht nur in Sachen Recycling und Transportkapazitäten ein Vorteil, sondern auch finanziell: „Letztlich können mehr Sendungen im LKW transportiert werden, wenn weniger Luft in den Päckchen ist. Das spart Kapazitäten und finanzielle Ressourcen.“ Zusätzlich zu Langlebigkeit von Produkten und Materialien geht es auch um die Variabilität von Verpackungslösungen. Wenn Boxen und Mehrwegbehälter für diverse Einsatzfelder fit gemacht und mit Intelligenz versehen werden, kann so dazu beigetragen werden, dass sich die Wiederverwendungsmöglichkeiten weiter erhöhen. Eine bedeutsame Rolle spielt in der Logistik mittlerweile das Material der Lösungen. Produkte aus Recyclaten und Biomaterialien kommen immer häufiger zum Einsatz. Diese Entwicklung muss weiter vorangetrieben werden. „Wenn es um nachhaltige Verpackungslösungen für die Logistik geht, sind auch die Unternehmen und Hersteller in der Pflicht mit nachhaltigen Anwendungen zum Umdenken im Wirtschaftszweig beizutragen.“, so Oliver van Neerven, Projektmanager bei Walther Faltsysteme. Um weniger Müll zu produzieren und für eine nachhaltige Verpackungslogistik zu sorgen, müssen neue Materialien und verbesserte Packmethoden zum Einsatz kommen.

Aldi will Kreislaufwirtschaft stärken und Plastikmüll reduzieren

Mit ihrem gemeinsam Projekt „Verpackungsmission: Vermeiden. Wiederverwenden. Recyceln.“ streben die drei Discounter Aldi Nord, Aldi Süd und Hofer an, den Materialeinsatz der Eigenmarken-Verpackungen bis zum Jahr 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Bis 2022 sollen die Eigenmarken-Verpackungen zudem zu 100 Prozent recyclingfähig sein:

Quelle: Aldi-Nord.de

Henkel forciert Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch

Henkel sieht sich selbst als Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit und will seine Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung weiter vorantreiben. Bis 2030 sollen die Prozesse und Produkte dreimal so effizient sein wie heute. Als zentrale Herausforderung betrachtet Henkel hierbei die Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Im Rahmen seiner neuen Verpackungsstrategie hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, dass 100 Prozent der Verpackungen bis 2025 recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar sind:

Quelle: Henkel.de