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Wenn der Zusteller zum Risikofaktor wird

Wenn der Zusteller zum Risikofaktor wird

Die neuesten logistische Coronavirus-Herausforderungen

Die Meldungen zur Verbreitung des Coronavirus überschlagen sich. In der Krise jagt eine Nachricht die Nächste. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass sich irgendwo etwas grundlegend ändert. Die Ereignisse stellen auch die Logistikbranche vor immer neue Herausforderungen. Viele Prozesse müssen dabei komplett neu gedacht werden:

Bereits in der vergangenen Woche hatte das Bundesverkehrsministerium beschlossen, dass es bis zum 17. April eine vorübergehende Ausnahme zu den Sozialvorschriften geben wird. Die tägliche Lenkzeit darf bis dahin um höchstens fünfmal in der Woche auf zehn Stunden verlängert werden. Zudem dürfen Fahrer an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden unter gewissen Voraussetzungen reduzierte wöchentliche Ruhezeiten einlegen. Die Ausnahmen sind beschränkt auf die Beförderung von Waren des täglichen Bedarf, Güter zur medizinischen Versorgung sowie Treibstoffe. Die Behörden sind angehalten, von der Ahndung güterkraftverkehrsrechtlicher Verstöße abzusehen, welche die Genehmigungspflicht und Kabotagevorschriften betreffen. Das BAG lockerte außerdem die Beanstandungen bei fehlender Schlüsselzahl. Fahrer/innen, die in ihrem Führerschein keine Schlüsselzahl 95 vorweisen können, werden bis Mitte April nicht dafür belangt. Die Behörde will so dem hohen Bedarf an Fahrern Rechnung tragen, um die erforderliche Bereitstellung von Gütern zur medizinischen Versorgung und Waren des täglichen Bedarfs sicherzustellen.

Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, will Bundesverkehrsminister Scheuer (CSU) auch weitere Maßnahmen ergreifen. Nachdem bereits das Sonntagsfahrverbot für LKW gelockert wurde, will Scheuer nun auch die Arbeitszeitregelung lockern und außerdem Logistikzentren 24 Stunden offen lassen. Ebenso soll die Nachtzulieferung der Supermärkte und Discounter einfacher werden. Der Handel sieht die Versorgung zwar als gesichert an, dennoch führen Hamsterkäufe aktuell zu leeren Regalen. Hinzu kamen Probleme im Lieferverkehr. Infolge der neuen europäischen Grenzkontrollen war es zu einem Megastau an der deutsch-polnischen Grenze gekommen, der sich bis zum Freitag vorerst aufgelöst hatte. Behörden zufolge fließt der Verkehr derzeit ohne Wartezeiten. Getrübt wird die positive Nachricht von Staumeldungen an der slowakisch-tschechischen Grenze. Problematisch ist, dass wichtige Fracht dadurch verspätet ankommt. Niederlande, UK und Irland haben nun Lenk- und Ruhezeiten gelockert.

Auch die Paketzustellung wird wegen der Coronavirus-Krise verändert. Das betrifft vor allem den Empfang von Warensendungen. Zusteller kommen während ihrer Auslieferungstour mit einer Vielzahl von Menschen in Kontakt und gelten nun entsprechend als Risikofaktor. Durch kontaktlose Zustellung soll das Risiko vermieden werden. Hermes hat dafür eine Fotolösung entwickelt, bei der die Unterschrift auf dem Scanner entfällt. Die Kunden quittieren den Erhalt künftig direkt auf dem Paketlabel. Damit die Auslieferung dokumentiert ist, sollen die Zusteller via Scanner die Angaben abfotografieren. Wer die Zustellung ohne jeglichen Personenkontakt bevorzugt, kann sich seine Sendung weiter an einen Wunsch-Ablageort liefern lassen. Auch DHL hat Vorsichtsmaßnahmen vorgestellt. Bei der Annahme von Paketen unterschreiben in nächster Zeit die Paketzusteller, sobald das Paket ausgeliefert wurde. Ist der Empfänger mit dieser Methode nicht einverstanden, kann das Paket an eine Station geliefert werden. Zudem können Kunden eine Abstellerlaubnis erteilen oder Paketstationen direkt beim Bestellvorgang genutzt werden. Bei DPD entfällt die persönliche Quittierung per Unterschrift bis auf weiteres. Boten dürfen Pakete, die in den Briefkasten passen, vorerst dort einwerfen. Der Lieferdienst weist auf die Möglichkeit hin, Pakete an Wunschorte liefern zu lassen. UPS nimmt in einigen Gegenden Lieferungen nur noch kontaktlos an. Dafür müssen Kunden Pakete mit Aufklebern versehen und etwa vor die Haustür stellen. Weil viele Annahmestellen geschlossen wurden, werden nicht-zustellbare Pakete zurückgestellt. Lieferung an Wunsch-Ablageorte ist möglich.

Amazon will in Frankreich und Italien will nur noch unverzichtbare Waren ausliefern. Amazon reagiert damit auf die starken Zunahmen von Bestellungen und will das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus für die Mitarbeiter in den betreffenden Gebieten verringern sowie außerdem die Logistik entlasten. Bei anderen Produkten werde man vorübergehend keine Bestellungen mehr annehmen, die durch Amazon ausgeliefert werden. Die Maßnahme diene auch dazu, wieder mehr Kapazität für das Ausliefern von derzeit dringend benötigten Waren zu schaffen.

Wegen der zunehmenden Risiken und dem drohenden Abriss der Lieferketten stoppte nach DAF, Daimler und Iveco jetzt auch MAN die Produktion. MAN hat bereits vergangene Woche Kurzarbeit für seine deutschen Standorte angekündigt. DAF stoppte Anfang dieser Woche die Produktion in Eindhoven, Westerlo und Leyland, da es an Produktionsteilen mangelt. DAF hat Kurzarbeit beantragt, kaufmännische Mitarbeiter arbeiten wo möglich im Home Office. Händlernetz und Kundenservice sind von den Werksschließungen nicht betroffen. In großem Stil fährt auch Iveco die Produktion herunter, u.a. die der neuen Modelle in Madrid. Das Eurocargo-Werk in Brescia stellt die Produktion ebenso ein wie die Daily-Fabrik in Suzzara. Bereits in der vergangenen Woche hat Daimler angekündigt, die Produktion und die Arbeit in ausgewählten Verwaltungsbereichen für zunächst zwei Wochen zu unterbrechen. Daimler will die aktuelle Situation nutzen, um die globalen Lieferketten zu überprüfen und vermeldete außerdem, dass die Wiederaufnahme der Produktion von der weiteren Entwicklung abhinge.

Mancherorts sieht man in der aktuellen Corona-Krise dagegen auch Chancen für die Logistik. Anne-Marie Idrac, Präsidentin des neuen Dachverbandes der französischen Logistikbranche, begrüßt bspw. die Zusammenarbeit der Unternehmen. Die Krise könne demnach auch neue Möglichkeiten für französische Logistiker schaffen, so die frühere Transport-Staatssekretärin. Im gemeinsamen Agieren sieht Idrac für das Gewerbe gute Chancen zur Weiterentwicklung. Auch hierzulande kann man Selbiges ja bereits an dem ein oder anderen Beispiel erkennen. Und auch die Zusammenarbeit mit Pamyra.de ist weiterhin möglich.

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