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Coronavirus infiziert auch Logistik

Coronavirus infiziert auch Logistik

Wie der Infekt die deutsche Wirtschaft trifft

Mehr als 45.000 Erkrankte und über 1.000 Todesopfer. So lauten die aktuellen Zahlen zur Ausbreitung des Coronavirus in China. Auch in Deutschland wurden bereits erste Infektionsfälle gemeldet. Meldungen zu Einschränkungen, die eine Ausbreitung der Krankheit mit sich bringt, gibt es andauernd. Bislang ging es dabei vor allem um den Personenverkehr. Mittlerweile allerdings auch immer öfter um den Frachten-Sektor:

Nicht nur die Menschen leiden unter dem Virus, auch die Wirtschaft bekommt inzwischen die Konsequenzen zu spüren. Das Coronavirus bringt China in Schwierigkeiten – und damit auch alle weltweiten Partner des Wirtschaftsriesen. Komplexe Supply Chains stehen unter großer Last oder sind sogar schon gerissen. Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung zur Bekämpfung der Epidemie-Ausbreitung wirken sich da vermehrt negativer aus und beeinflussen auch Deutschland, dessen wichtigster Handelspartner China ist. Etwa 200 Milliarden Euro betrug das bilaterale Handelsvolumen in 2018. Vom Umsatz der deutschen Autoindustrie entfällt in etwa ein Viertel auf die Volksrepublik. Auch etliche Maschinenbauer und die Elektronikindustrie sind im Reich der Mitte aktiv. Doch wie soll diese wichtige Supply Chain funktionieren, wenn Arbeitnehmer ausfallen und ganze Werke geschlossen bleiben?

Eine Frage, die sich auch die Lenker der hiesigen Handels- und Logistikunternehmen stellen. Wie eine Umfrage der Kloepfel Group unter Fach- und Führungskräften deutscher Industrie- und Handelsunternehmen ergeben hat, fürchtet quasi jeder fünfte Manager, dass es durch das Coronavirus zu Produktionsstillständen kommt. 41 Prozent gaben an, ihre Projekte unter Mehrkosten verschieben zu müssen. Jedes dritte befragte Unternehmen verliert Geld, da sie ihre Kunden nicht beliefern können. 9 Prozent sind nicht in der Lage, Projektpläne einzuhalten und sehen durch die Produktions- und Lieferengpässe gar ihre Existenz bedroht. Lediglich 28 Prozent gelingt es, Ausfälle mit anderen Lieferanten und/oder Prozessen zu kompensieren.

Derzeit können deutsche Spediteure die Einschränkungen zwar teilweise noch ausgleichen, allerdings steigen die Frachtkosten für den Verlader. Außerdem ist unklar, wie lange das noch funktionieren wird. Der Coronavirus verteuert die internationale Lieferketten. Die Anordnungen der Behörden verlangsamen die Zollabfertigungen und führen zu klaren Lieferverzögerungen. Verschärft wird die Situation durch den Rückstau bei der Fracht, der infolge des chinesischen Neujahrsfestes entstanden ist. Betroffen sind vor allem die See- und Luftfracht. Streichungen von Passagierflügen reduzieren den verfügbaren Frachtraum zudem um mehr als die Hälfte, da hierdurch die sogenannten Bellykapazitäten (Fracht im Passagierflugzeug) wegfallen.

„Ein großer Teil der Luftfracht auf der Langstrecke wird, insbesondere von München aus, als Beifracht auf Passagierflügen befördert. Mit dem Wegfall dieser Kapazitäten müssen Luftfracht-Speditionen neue Wege finden, um die gebuchten Frachten zu befördern“, so Sabine Lehmann, Geschäftsführerin vom Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS).

Der sich rasant ausbreitende Virus hält also auch die Logistik in Atem. Die Folgen tangieren aber nicht nur die Branche, der Ausbruch kann das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland auch insgesamt abschwächen. So die Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo). Dafür ist nicht nur der schwächere Bedarf aus China, sondern auch die Abhängigkeit deutscher Unternehmen von chinesischer Arbeitskraft und Zulieferern verantwortlich. Sollte die chinesische Wirtschaft infolge der Epidemie um 1 Prozent schrumpfen, würde auch das deutsche Wachstum voraussichtlich um 0,06 Prozent sinken. Das hat die Ifo auf Grundlage des SARS-Ausbruchs 2002/2003 errechnet. Die Forscher warnen allerdings, dass es auch schlimmer kommen könnte. Denn die Anzahl der Personen in China, die derzeit mit dem Coronavirus infiziert sind, liegt bereits deutlich über der Anzahl der registrierten SARS-Fälle.

„Unsicherheiten bestehen vor allem durch die kurzfristigen Anordnungen der chinesischen Behörden, die in weiteren regionalen Produktionsstopps und schließlich in einer andauernden Exportschwäche Chinas münden können. Hier müssen deutsche Logistikdienstleister punktuell sehr flexibel sein“, schätzt DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster die Lage ein.

Zur rechtlichen Beurteilung entstandener Zusatzkosten stellt der DSLV klar:

Das Coronavirus ist höhere Gewalt. Sofern ein Spediteur zur ordnungsgemäßen Ausführung seiner Vertragspflichten entstehende, zusätzliche Aufwendungen nicht vermeiden kann, sind diese von seinem Auftraggeber zu tragen. Dies ergibt sich aus Ziffer 17.1 der Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp) Vor allem im Seeschiffsverkehr anfallende Kosten für die Verzögerung der Seefracht, muss der Spediteur seinen Kunden weiterberechnen.

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