Pamyra

Historischer Konjunktureinbruch

Paketdienstleister als logistischer Lichtblick

Die Corona-Krise stürzt die deutsche Wirtschaft in eine tiefe Rezession. Der Einbruch ist dabei noch heftiger als in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Auch mehrere Unternehmen aus der Logistikbranche sind schwer gezeichnet, wie ein Blick in deren jüngst vorgelegte Halbjahresbilanzen deutlich macht. Das Online-Shopping wird indes immer populärer. Die KEP-Branche erweist sich demnach als Lichtblick in der Krise – und teils als Flaschenhals, denn die Konsumenten sind zunehmend anspruchsvoller:

Die deutsche Wirtschaft hat einen so nie dagewesenen Einbruch erlebt. Wie das Statistische Bundesamt vergangen Woche verkündete, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal dramatisch um 10,1 Prozent – der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen 1970. Europas größte Volkswirtschaft stürzt damit in der Corona-Krise in eine tiefe Rezession. Laut den Behörden sind im letzten Quartal die Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen signifikant eingebrochen, ebenso die privaten Konsumausgaben sowie die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen et cetera. Der Staat erhöhte im Gegensatz die Konsumausgaben. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Wirtschaftsleistung um satte 11,7 Prozent. Den bis dahin stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal gab es in der Finanzkrise 2009 – mit 7,9 Prozent im zweiten Quartal.

Auch etliche Unternehmen aus der Speditions-, Transport- und Logistikbranche haben in der vergangenen Woche ihre Bilanzen fürs erste Halbjahr 2020 vorgelegt. Wenig überraschend: Die Zahlen sehen hier ebenso bescheiden aus. Volkswagen meldete einen auf die Aktionäre entfallenden Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro. Im Jahr davor hat VW im selben Zeitraum noch ca. 4 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Der Umsatz der VW-LKW-Tochter Traton fiel im zweiten Quartal um 38 Prozent. Unter dem Strich schrieb man einen Verlust in Q2 von 385 Millionen Euro – nach 408 Millionen Euro Gewinn noch vor einem Jahr. Für Frank Witter, VW-Finanzvorstand, war das erste Halbjahr 2020 “durch die Covid-19-Pandemie eines der herausforderndsten in unserer Unternehmensgeschichte“. Der Branchenriese VW kann wohl sinnbildlich für die Automobilbranche betrachtet werden, die sehr unter der Krise ächzt. Auch bei Gabelstapler-Hersteller Kion schreibt man rote Zahlen und verbucht fürs erste Halbjahr einen Verlust von 17,1 Millionen Euro, nach einem Plus von 125,2 Millionen Euro im Vorjahr. Mies ist die Stimmung auch bei der Deutschen Bahn, die einen Milliardenverlust hinnehmen muss. Die DB Cargo litt ebenfalls sehr unter dem Stillstand in vielen Schlüsselindustrien. Die Menge der beförderten Güter sank bei der DB-Tochter im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Prozent, die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr um 12,7 Prozent.

Paketdienstleister haben dafür enorm vom Lockdown und der Krise profitiert. Zwar hat sich die Situation mittlerweile wieder etwas normalisiert, während der Geschäftsschließungen im Frühjahr vermeldeten Dienstleister wie Hermes und die Deutsche Post jedoch Rekordzahlen an Sendungsmengen. Bei Amazon stieg der Umsatz in Q2 um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, der Gewinn verdoppelte sich etwa. Das hohe Sendungsvolumen hat auch bei UPS zu starken Sprüngen im zweiten Quartal geführt: Der Umsatz legt im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 20,5 Milliarden US-Dollar zu, der Nettogewinn stieg um 5 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar. Gute Laune auch beim dänischen Logistikkonzern DSV Panalpina, der die Zahlen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenfalls klar steigern konnte. Das operative Ergebnis (Ebit) erhöhte sich von 3,08 Milliarden auf 4,17 Milliarden Dänische Kronen (etwa 560 Mio. Euro), auch umsatzmäßig legte man ordentlich von 40,05 Milliarden Dänische Kronen (2019) auf 56,09 Milliarden Dänische Kronen (7,53 Mrd. Euro) zu. “Die letzten Monate haben sich besser entwickelt, als wir zu Beginn der COVID-19-Krise erwartet hatten“, berichtete der Konzernchef Jens Bjørn Andersen. Aufgrund des starken Halbjahresergebnisses korrigierte man die Prognose für das Gesamtjahr wieder nach oben.
Auch die Wertschätzung der deutschen Bevölkerung für die Arbeit der Paketboten hat in der Krise zugelegt. 60 Prozent der Teilnehmer der Umfrage des Marktforschungsinstituts „Heute und Morgen“, welche im Auftrag des Paket-Dienstleisters Hermes stattgefunden hat, gaben an, dass diese bei ihnen durch die Krisensituation gestiegen ist. Gut jeder zweite Teilnehmer (48 Prozent) gab außerdem an, jetzt häufiger online zu bestellen als zuvor. Jeder Zehnte hat Online-Shopping in der Krisenzeit gar zum allerersten Mal genutzt. 39 Prozent der Befragten gaben an, insgesamt seit Anbeginn der Corona-Krise häufiger Pakete zu empfangen. Immer mehr Konsumenten in Deutschland setzen also auf Online-Shopping. Dabei erweist sich die Logistik für den stetig steigenden E-Commerce mancherorts sogar noch als Flaschenhals…

Im Auftrag des Wirtschaftsverbands eco, dem nach eigenen Angaben größten europäischen Verband der Internetwirtschaft, hat das Meinungsforschungsinstitut Civey 2.500 Personen zu ihrem Online-Kaufverhalten befragt. Das wichtigste Ergebnis: Die Nennung eines präzisen Lieferzeitpunkts entscheidet meistens über den allerletzten Klick beim Kauf. 85 Prozent der Online-Shopper möchten einen konkreten Lieferzeitpunkt genannt bekommen, bevor sie den Kauf abschließen. 32 Prozent drücken den Bestell-Button nicht, wenn der Liefertermin fehlt. Online-Shopper werden also immer anspruchsvoller. Die Ergebnisse zeigen allerdings auch: Die Logistik kann beim E-Commerce zum Engpass werden. „Um Lieferzeitpunkte präzise zu bestimmen, brauchen Unternehmen volle Transparenz über ihre Lieferketten“, so Dr. Bettina Horster, Vorständin von VIVAI Software sowie Direktorin der Kompetenzgruppe IoT bei eco. Die Lösung sieht Horster im Internet of Things. Wenn die Transporteure und Spediteure ihre Supply Chain über das „Internet der Dinge“ vernetzen und digitalisieren, so würden sich die Warenbewegungen besser überwachen und Lieferzeiten noch präziser vorhersagen lassen.

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