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„Letzte Meile“: Enger denn je zuvor?

„Letzte Meile“: Enger denn je zuvor?

Warum die Logistik mit neuen Lösungen reagieren sollte

Seit Jahren verzeichnet der Online-Handel ein starkes Wachstum. Bedingt durch die aktuelle Situation gewinnt das Thema zusätzlich an Fahrt. Die Corona-Krise befeuerte die Entwicklung weiter – und brachte die KEP-Dienstleister an ihre Kapazitätsgrenzen. Jetzt, da die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie gelockert werden und die Straßen sich wieder füllen, wird es auf der „letzten Meile“ wahrscheinlich enger denn je. Vielleicht ist’s an der Zeit, dass auf alte Probleme nun neue Lösungen folgen:

In Zeiten der Corona-Krise nimmt das Einkaufen per Mausklick weiter zu – was neben einer Paketflut auch besondere Herausforderungen für die Logistik zur Konsequenz hat. Die “Last Mile” erzeugt den größten Kostenanteil einer Paketzustellung und stellt innerhalb der Supply Chain eine entscheidende Aufgabe sowohl für Anbieter als auch für KEP-Dienstleister dar. In der Logistikbranche ist diese Challenge schon seit Längerem allgegenwärtig – und nun an Aktualität kaum zu überbieten: In 2019 erzielte der Online-Handel einen Rekordumsatz von 72,6 Mrd. Euro in Deutschland. Die Corona-Pandemie befeuert die Entwicklung weiter. Jetzt, da die Maßnahmen gelockert werden und die Straßen sich wieder auffüllen, wird es auf der „letzten Meile“ wohl enger als zuvor. Auf alte Probleme könnten nun neue Lösungen folgen.

Ein Forscherteam der RWTH Aachen hat eine neue Zustellmöglichkeit für die letzte Meile entwickelt. Der so genannte Ducktrain ist ein kleiner Zug mit autonomen Lieferwaggons, die im Gänsemarsch durch die Stadt fahren. Bis zu fünf Elektrofahrzeuge werden zu einem Zug gekoppelt. “Auf diese Weise transportieren wir das Ladevolumen eines herkömmlichen Transporters in die Städte hinein”, erzählt Ducktrain-Chef Kai Kreisköther. Die Waggons sind nur einen Meter breit, können Fahrradwege nutzen und passen gar zwischen Pollern durch. Ist der Zug in seinem Zustellbezirk angekommen, teilen sich die Waggons auf und liefern die Ware aus. Dabei folgen sie wie Entenküken ihrer Mutter dem Zusteller, der zu Fuß oder per Fahrrad die Richtung vorgibt. Zukünftig sollen die Entenzüge voll autonom unterwegs sein. Prototypen fahren bereits auf abgeschlossenen Geländen. Pilottests sind für 2022 geplant.

Auch beim Bau von Logistikzentren könnte man nun neue Wege gehen. Noch immer werden primär große Flächen vor der Stadt gesucht, mit guter Fernverkehrsanbindung und zentraler Nähe zu Produktionsstandorten und Kunden. Doch sind Grundstücksflächen in Regionen mit vielen Logistikansiedlungen oft ein knappes Gut. Entsprechend könnte man auf Freiflächen in der Stadt setzen. Die Orte können moderne Neubauten sein, aber auch weniger attraktive oder antizyklisch genutzte Flächen wie bspw. die oberen Geschosse von Shoppingcentern, ungenutzte Parkplätze, Freiflächen von Bürogebäuden oder Bereiche in Sportstadien. Diese Flächen kann man zu dezentralen Logistikeinheiten, so genannten Urban Hubs, entwickeln.

Ein Urban Hub kann 24/7 einen kontinuierlichen Wareneingang und -ausgang ermöglichen. Und kann Lieferungen bündeln sowie Transportrouten entlasten. Der White Label Hub ist ein weiterer Gebäudetyp, der als ein neues Konzept der Quartiers-Logistik diskutiert wird. Diese anbieterneutralen Logistikzentren an den Stadträndern können alle KEP-Dienste nutzen, um von dort gebündelt Transporte in gemeinsamen Verkehrsmitteln zu realisieren. Neben Lager- und Personalkosten werden dadurch auch Transportkosten gespart. Damit Logistikkonzepte wie Urban Hubs und White Label Hubs laufen, müssen die Bedürfnisse vieler verschiedener Akteure berücksichtigt werden. Von Online-Händlern, Kunden über Paketdienstleister bis hin zu Projektentwicklern und der öffentlichen Hand. Viele neue Ansätze der Quartiers-Logistik befinden sich noch in der Testphase oder wurden bislang nur im kleinen Rahmen umgesetzt. Obwohl durch City-Logistik-Projekte der Warenverkehr besser koordiniert wird, Emissionen und Lärm reduziert werden und Städte attraktiver beim Bürger und beim Handel erscheinen, verfolgen bisher lediglich zwölf Großstädte in Deutschland bewusst ein City-Logistik-Projekt.

Smart City Loop, Entwickler von unterirdischen Transportlösungen für die vorletzte Meile, will mittels einer Beteiligung am Innenstadt-Logistiker VeloCarrier zukünftig auch die letzte Meile abdecken. Seit 2019 arbeitet Smart City Loop an einer Machbarkeitsstudie für ein Ver- und Entsorgungssystem in Hamburg, bei dem palettierte Güter automatisiert durch unterirdische Fahrrohr-Leitungen zu innerstädtischen City Hubs transportiert werden sollen. Nun wird das Projekt für die letzte Meile weiterentwickelt. Seit März ist man an VeloCarrier aus Tübingen beteiligt, die 2015 den operativen Betrieb mit zwei Elektro-Lastenrädern starteten. Der Fokus lag dabei zunächst auf der Beförderung von Sendungen aus dem Stückgutbereich. Ab 2018 folgten ersten Transporte für den Lebensmittelhandel auf der letzten Meile. Parallel wurden neue Standorte aufgebaut. Derzeit betreibt VeloCarrier White-Label-Hubs in zehn Städten. Seit dem Start wurden eigene Cargo-Bikes, individuelle Aufbauten wie Wechselbrücken und Sattelzüge sowie Aufbauten für den Transport von tiefgekühlter Ware konzipiert. Für das Jahr 2020 plant VeloCarrier den Einsatz von Lastenrädern mit Brennstoffzellentechnologie.

Der Betreiberkonzern Apcoa will zukünftig Parkhäuser in ganz Europa als Logistik-Hubs für Pakete und Lieferungen einsetzen. Nach erfolgreicher Testphase soll das Projekt, bei dem Stellplätze quasi temporär als Umladestation genutzt werden, nun ausgedehnt werden. Das Unternehmen betreibt rund 8.000 Standorte in 12 Ländern mit in Summe etwa 1,4 Millionen Stellplätzen. Apcoa hat das Konzept seit dem vergangenen Jahr mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation sowie VeloCarrier in Stuttgart in diversen Parkhäusern geprobt. Dabei wurden Stellplätze in den Randzeiten kurzzeitig für Autos gesperrt, während Fahrzeuge Container mit den Paketen darauf abstellten. VeloCarrier-Mitarbeiter holten diese dann mit Lastenrädern ab und starteten ihre Auslieferungstouren. Ziel ist, den Lieferverkehr mit großen Lastwagen aus den oft engen Straßen der Innenstädte ökologisch fernzuhalten.

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