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Re-Start: Europa erwacht wieder

Re-Start: Europa erwacht wieder

Wirtschaft und Logistik nun auf dem Prüfstand

Diverse Beschränkungen sind inzwischen gelockert, die Grenzen fast aller EU-Länder wieder geöffnet. Bei vielen Unternehmen verläuft der Geschäftsbetrieb aufgrund der Krise aber weiter schleppend. Jenes gilt auch für die Transport- und Logistikbranche, die ihr Versprechen gehalten und auch während der Krise die Versorgungssicherheit garantiert hat. Jetzt geht es darum, den langsamen Hochlauf nachhaltig zu gestalten:

Europa erwacht wieder aus dem durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdown. Fast alle EU-Länder öffneten vergangene Woche nach etwa drei Monaten wieder die Grenzen zu den Nachbarländern. Auch in Deutschland endeten die Grenzkontrollen. Um die bevorstehenden Herausforderungen bei der jetzt anstehenden Wiederbelebung der Wirtschaft erfolgreich zu meistern, fordern die fünf großen deutschen Logistikverbände AMÖ, BIEK, BGL, BWVL und DSLV im gemeinsamen Schreiben dazu auf, dass alle Marktteilnehmer im Gütertransport die Regeln des Wettbewerbsrechts einhalten sollen. Die Verbände appellieren außerdem an die Aufsichtsbehörden und an deren Verpflichtung zur Wahrung und Stärkung des Wettbewerbs.

Dass in den letzten Wochen nicht alle Marktteilnehmer diesem Credo nachkamen, zeigt eine Analyse der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel, laut derer die Zahlungsmoral der Unternehmen in der Corona-Krise generell und gerade in der Logistik stark gesunken ist. 29,3 Prozent der Logistik-Unternehmen zahlen demnach ihre Rechnungen nicht oder nur verspätet. Generell zahlt derzeit mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,5 Prozent) die Rechnungen nicht oder mit Verspätung. Die Logistik ist also vermehrt von Zahlungsproblemen betroffen. In Berlin ist die Quote der Nicht- und Spätzahler mit 18,9 Prozent am höchsten. Am besten ist der Wert in Thüringen, wo 8,2 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder verspätet zahlen.

Was die Wirtschaftsleistung angeht, wird die Krise nach einer Schätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aufs Jahr gesehen zu einem Einbruch um 6,8 Prozent führen und in der Spitze ca. eine Million Arbeitsplätze kosten. „Der Tiefpunkt der Krise liegt hinter uns“, so IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. „Das ist noch keine Entwarnung, denn der Tiefpunkt war extrem tief.“ Im Q2 dürfte das BIP um etwa zwölf Prozent geschrumpft sein. Damit markiert die Corona-Krise den schärfsten Wirtschaftseinbruch seit Bestehen der Bundesrepublik. Die Kurzarbeit infolge der nun finanziellen Probleme vieler Unternehmen und Wirtschaftszweige wirkt sich laut Ifo-Institut auf etliche Branchen aus. Vor allem das Gastgewerbe sowie weite Teile von Industrie und Handel sind betroffen. Auch den Verkehr und die Lagerei hat es stark erwischt. Im Gastgewerbe waren ganze 72 Prozent (796.000 Bürger) der Beschäftigten in Kurzarbeit, im Fahrzeugbau 46 Prozent (513.000), 44 Prozent (289.000) im Autohandel und 23 Prozent (423.000) waren es in Verkehr und Lagerei. Auch die KEP-Branche sieht sich selbst nicht als Krisengewinner. Das geht aus der “KEP-Studie 2020” hervor. Denn trotz des Boom im Online-Handel, in der das B2C-Volumen im April Vorweihnachtszeit-Niveau erreicht hat und nationale Paketsendungen an Privatkunden in 2020 um 3,5 bis 7 Prozent wachsen könnten, erwartet der Branchenverband BIEK keinen rasanten Sendungsmengen-Zuwachs. Grund dafür sind die Rückgänge im B2B- und Express-Segment. Infolge der Krise rechnet BIEK für 2020 mit einer Seitwärtsbewegung und max. 1,5 Prozent mehr KEP-Sendungen als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr kletterte das Volumen gegenüber 2018 um 3,8 Prozent. Seit 2000 stiegen die Sendungsmengen im Durchschnitt um 4,1 Prozent. “Der KEP-Markt ist kein Gewinner der Corona-Krise”, sagt der BIEK-Vorsitz Marten Bosselmann.

Das Ifo-Institut hat im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zudem Unternehmen zu deren Corona-Geschäftslage befragt. Danach gibt es vereinzelt Hoffnung auf Besserung, die Betriebe sehen allerdings auch schwere Zeiten auf sich zukommen. Das Geschäftsklima der deutschen Logistikwirtschaft ist stark getrübt. Dies geht aus der monatlichen Erhebung zum Logistik-Indikator hervor, welcher mit 79,4 Punkten zwar klar über dem Vormonat (72,9) lag, jedoch markiert der April-Wert ein historisches Tief. Die Geschäftserwartungen verbesserten sich laut BVL im Mai und spiegeln die Lockerungen der Beschränkungen sowie die Hoffnung auf weitere Lockerungen wider. Mit 81,7 lag der Wert aber weiterhin und den dritten Monat in Folge fernab im negativen Bereich. Lediglich auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise ab 2008 war die Situation noch ungünstiger. Für Logistikdienstleister und für Logistik-Anwender ist die Entwicklung sehr ähnlich, die Umfrageergebnisse zeichnen ein nahezu analoges Bild.

Sicher scheint, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland diesjährig geringer als im Vorjahr ausfallen wird. Über die Stärke des Rückgangs besteht allerdings weiter hohe Unsicherheit. Nach Ifo-Schätzungen dürfte die Wirtschaftsleistung während des Shutdowns im Schnitt um ca. 17 Prozent gedrosselt worden sein. Unklar bleibt, wie schnell sich die Wirtschaft erholt. Ifo-Umfragen im Mai zeigten, dass die deutschen Unternehmen eine Normalisierung in den nächsten Monaten für am wahrscheinlichsten halten. Im besten Fall gaben die Unternehmen an, dass dies nur fünf Monate dauern könnte. Im schlechtesten Fall von 16 Monaten würde sich die Erholung bis weit in 2022 hinziehen. Die Ifo-Prognosen wurden unter der Annahme erstellt, dass die Pandemie in den kommenden Monaten zwar nicht besiegt, die Ausbreitung aber eingedämmt und eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann. Ausgeschlossen wurde eine Insolvenzwelle – in Deutschland sowie in den Absatz- und Beschaffungsmärkten, welche sonst eine komplette Neuausrichtung globaler Wertschöpfungsketten erfordern kann.

„Der Primat der Ressourcen-/Kosteneffizienz muss auf den Prüfstand. Solange die Rahmenbedingungen stimmen, können Wertschöpfungsketten optimal funktionieren. Single-Sourcing kann höchst effizient sein. Multiple-Sourcing ist teurer, verteilt aber die Risiken und ist in Krisen widerstandsfähiger. Globaler Teiletourismus ist nicht nachhaltig und beinhaltet Risiken. Robuste, schlanke Lieferketten werden jetzt in den Vordergrund rücken“, meint Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitz der BVL, wie die Krise zur Chance werden kann.

Weitere finanzielle Unterstützung für Unternehmen in Schwierigkeiten

Das Konjunkturpaket der Bundesregierung zur wirtschaftlichen Bewältigung der Krise sieht weitere finanzielle Unterstützung für Unternehmen in Schwierigkeiten vor und stellt max. 25 Milliarden Euro für drei Monate zur Verfügung. Das neue Förderprogramm mit dem Namen „Überbrückungshilfe für kleine und mittelständische Unternehmen, die ihren Geschäftsbetrieb im Zuge der Corona-Krise ganz oder zu wesentlichen Teilen einstellen müssen“ soll bald starten. Gefördert werden die betrieblichen Fixkosten in Juni, Juli, August:
www.bmwi.de

BVL hält an Deutschen Logistik-Kongress 2020 als Präsenzveranstaltung fest

Die Bundesvereinigung Logistik hält an der Austragung des Deutschen Logistik-Kongress 2020 als Präsenzveranstaltung fest. Der Veranstalter plant aber mit maximal 1500 Personen (inklusive der etwa 120 Aussteller), mit einem umfassenden Hygienekonzept sowie digitalen Services. Die Veranstaltungsorte des Kongresses vom 21. bis 23. Oktober sind demnach auch heuer die Hotels InterContinental und Pullman Schweizerhof in Berlin. Stand heute gilt als wahrscheinlich, dass bis dahin pro Veranstaltungsort 1000 Personen in geschlossenen Räumen zugelassen werden, heißt es zur Begründung für Planungen:
www.bvl.de

ADAC Truckservice verlängert Hilfspaket für die Logistik

Der ADAC Truckservice verlängert sein Hilfspaket für die Logistik und will dadurch für etwas Entlastung sorgen. Die Pannenhilfe gibt die dreiprozentige Mehrwertsteuersenkung aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung auch voll an seine Kunden weiter. Daneben will der Dienstleister seine Liquiditätshilfe für die Transportbranche um 90 Tage verlängern. Der ursprünglich bis Ende des Monats gültige Nachlass von 10 Prozent gilt demnach bis zum 30. September. Der Nachlass wird automatisch auf die ganze Pannenhilfe-Rechnung gewährt. Dazu gehören neben Hilfe-Vermittlung und Einsatzkosten z.B. auch Ersatzteile, Reifen und Abschleppungen:
www.adac.de

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